Deutschland verzeichnete 2024 1.476 Finanzierungsrunden – ein Plus von 26 % im Vergleich zu 2023.
Berlin, 16. April 2025_ IRIS, eine der führenden Venture-Capital-Gesellschaften, hat ihre großangelegte, vergleichende Studie über die Investitionslandschaft in Deutschland und Frankreich zum zweiten Mal aufgelegt. Der Fokus lag dabei auf Investitionsstrategien und der Rolle von KI-Investments. Nach einem turbulenten Jahr 2023, das von einer starken Korrektur des Risikokapitalmarktes geprägt war, entwickelten sich die beiden Märkte 2024 in entgegengesetzte Richtungen, wobei Deutschland eine moderate Erholung erlebte.
Frankreich vs. Deutschland: Große Unterschiede bei den Investitionsstrategien
Im Jahr 2024 erholte sich das deutsche Early-Stage-Ökosystem mit 1.476 Finanzierungsrunden (ein Plus von 26 Prozent gegenüber 2023) besonders stark, während es in Frankreich nur 780 Finanzierungsrunden gab (-39 Prozent). Dieser Unterschied ist zum Teil auf die bessere Transparenz bei der Zwischenfinanzierung in Deutschland zurückzuführen, die einen tieferen Einblick in die tatsächliche Marktaktivität ermöglicht. Ein weiterer Grund jedoch ist die stärkere Beteiligung von großen und mittelständischen Unternehmen, die sechs Prozent der größten Förderrunden in Deutschland direkt finanzieren. In Frankreich sind Unternehmensinvestoren stärker vertreten (13 Prozent der größten Deals), insgesamt jedoch leidet der Gesamtmarkt unter einem Attraktivitätsverlust.
Strukturelle Defizite in der Scale-up-Phase
Das europäische Late-Stage-Segment zeigt nach der starken Bewertungskorrektur von 2022/23 eine moderate Erholung. Wachstumsfonds sind jedoch nach wie vor sehr selektiv, zudem ist die Zahl der Post-Series-A-Finanzierungsrunden in Frankreich im vergangenen Jahr um 44 Prozent eingebrochen. Dies verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen Start-ups beim Wachstum und der Skalierung aktuell konfrontiert sind. Unter anderem führt dieses strukturelle Defizit dazu, dass sich französische Scale-ups verstärkt an US-Investoren orientieren, die dieses Segment dominieren. Im Gegensatz dazu profitiert Deutschland von einem flexibleren Markt, in dem Private-Equity-Fonds und Unternehmensinvestoren für eine bessere Verteilung der Finanzmittel zwischen Risikokapital- und Wachstumsrunden sorgen und so den Übergang zur Spätphasenfinanzierung erleichtern.
„2024 markierte eine Rückkehr zu den Grundlagen: ein selektiverer Markt, angepasste Bewertungen und ein großes Interesse an stark Technologie-getriebenen Geschäftsmodellen. Das französische Ökosystem leidet unter einem starken Rückgang der Frühphasen- und Wachstumsfinanzierung außerhalb der KI, einer Branche, die in einem schwierigen Marktumfeld als großer Wachstumstreiber gilt. Deutschland hingegen profitiert von einer stark diversifizierten Investoren-Landschaft“, analysiert Julien-David Nitlech, Managing Partner bei IRIS.
Künstliche Intelligenz: Investitionsvolumen in Deutschland um 21 % gestiegen
Künstliche Intelligenz erwies sich als großer Finanzierungstreiber: In Deutschland wurden 1,87 Milliarden Euro (+21 Prozent gegenüber 2023) in KI investiert, das entspricht einem Viertel aller Investitionen, zudem findet sich die Technologie stärker in Branchen wie Healthcare, der Cybersecurity und dem Transportwesen wieder. In Frankreich wiederum entfielen auf den KI-Sektor 35 Prozent der 2024 gesammelten Gelder, was einer Investitionssumme von 2,48 Milliarden Euro entspricht (+35 Prozent gegenüber 2023).
Unterschiedliche KI-Strategien in Deutschland und Frankreich
In Deutschland dominieren vor allem Jungunternehmen, welche KI als ein Bestandteil ihres Produkts nutzen, oftmals um direkt praktische Anwendung in der Industrie zu finden:
-60 Prozent der KI-bezogenen Finanzierungsrunden betreffen Unternehmen, die KI als Enabler und nicht als ihr Hauptangebot nutzen. Dies beschleunigt Innovationen in strategischen Sektoren wie Cybersicherheit sowie dem Gesundheits- und Transportwesen.
-So setzt beispielsweise Helsing (450 Mio. EUR) KI im Verteidigungssektor für Echtzeitanalysen ein, während ITM Radiopharma (188 Mio. EUR) und Catalym (136 Mio. EUR) KI in der medizinischen Forschung nutzen. Im Verkehrswesen kommt KI bei CargoBeamer (140 Mio. EUR) zum Einsatz, um die Effizienz der Logistik zu steigern.
Dieser Ansatz spiegelt eine breite Integrationsstrategie für KI in den wichtigsten Branchen Deutschlands wider und ermöglicht eine schnelle Einführung in etablierten Märkten.
In Frankreich fließt ebenfalls ein erheblicher Teil der Technologie-Finanzierung in KI, wobei acht der 30 größten Finanzierungsrunden (27 Prozent) direkt mit KI zusammenhängen. Allerdings:
-Nur 38 Prozent dieser Runden betreffen Unternehmen, deren Kerngeschäft KI ist; der Rest integriert KI als technologische Komponente in ein bestehendes Produkt.
-Dieser Trend hat zu einer Konzentration der Investitionen auf einige wenige Hauptakteure geführt: Mistral AI (468 Mio. EUR) und Poolside AI (454 Mio. EUR), die sich auf grundlegende KI-Sprachmodelle, sogenannte Large-Language-Models (LLMs), spezialisiert haben, sowie Unternehmen wie Pigment (131 Mio. EUR), Alan (173 Mio. EUR) und Akur8 (110 Mio. EUR), die KI zur Optimierung ihrer SaaS-Lösungen nutzen.
Diese Strategie stärkt zwar Frankreichs Position bei fortschrittlichen KI-Modellen und intelligenten Softwarelösungen, findet allerdings noch nicht dieselbe Anwendung in der Industrie und traditionelleren Branchen.
Healthcare mit Investitionsplus von 43 Prozent
Investoren in Deutschland konzentrierten sich auch 2024 auf Investitionen im Bereich Biotechnologie und Pharmazie, mit bedeutenden Transaktionen wie der Übernahme von MorphoSys (2,7 Milliarden Euro) durch Novartis und von Cardior Pharmaceuticals (1,025 Milliarden Euro) durch Novo Nordisk. Diese Entwicklung spiegelt eine starke industrielle Dynamik wider. Die Investitionen im Bereich Healthcare sind um 43 Prozent (+250 Mio. EUR gegenüber 2023) gestiegen – ein Beweis für ein Ökosystem, das groß angelegte Finanzierungsrunden und strategische Übernahmen im Pharmabereich begünstigt.
Unterdessen blieb die M&A-Aktivität im Mittelstand in beiden Ländern stark, mit Transaktionen unter anderem in den Bereichen Energie (122 Investitionen, -24 Prozent, -400 Mio. EUR in Deutschland; 110 Investitionen, -32 Prozent, 700 Mio. EUR in Frankreich), Enterprise Software (83 Investitionen, +9 Prozent, +100 Mio. EUR in Deutschland; 100 Investitionen, +40 Prozent, +600 Mio. EUR in Frankreich) und Transport (80 Investitionen, +44 Prozent, +260 Mio. EUR in Deutschland; 74 Investitionen, -29 Prozent, -500 Mio. EUR in Frankreich).
Patrick Brandmaier, Hauptgeschäftsführer der AHK Frankreich, sagt: „Eine enge Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern ist essenziell, um Europas technologische Souveränität zu stärken. Frankreichs KI-Exzellenz gepaart mit Deutschlands Integrationsstärke und sektoraler Diversifikation bietet ein einzigartiges Innovationspotenzial. Insbesondere muss das Scale-up-Finanzierungspotenzial für wachstumsstarke Start-ups in Frankreich ausgebaut und die grenzüberschreitende Kooperation intensiviert werden. Ziel ist es, Künstliche Intelligenz gezielt in etablierten Sektoren mit hohem Potential zu skalieren – darunter Gesundheitswesen, Cybersicherheit, Verteidigung und Logistik. So können beide Länder gemeinsam eine resiliente, autonome und global wettbewerbsfähige europäische Tech-Industrie aufbauen. Programme wie das French-German Tech Lab oder die German-French Academy spielen hierbei eine Schlüsselrolle, indem sie bilaterale Innovationssynergien fördern und Peers to Peers Austausche ermöglichen und dadurch das wirtschaftliche Wachstumspotenzial beider Länder nachhaltig steigern.“
Zur Methodik der Studie
Die Studie „Tech Financing in Germany and France“ basiert auf einer Analyse der Finanzierungsdaten von Start-ups in Frankreich und Deutschland im Jahr 2024, wobei Dealroom-Datenbanken und öffentlich angekündigte Finanzierungsrunden herangezogen wurden. Sie vergleicht die Zahl und das Volumen der Deals, die sektorale Verteilung der Investitionen sowie die Herkunft der Investoren und die Exit-Trends.
Über IRIS
IRIS ist ein europäisches Venture- und Growth-Unternehmen, das sich auf die Förderung innovativer Technologien spezialisiert hat. Das Unternehmen investiert in Seed-, Series-A-, Late-Stage- und Wachstumsfinanzierungen. Mit Standorten in Paris, Berlin und München sowie einem starken internationalen Netzwerk ist IRIS ein strategischer Partner für aufstrebende Scale-ups und Technologieunternehmen. Weitere Informationen unter www.iris.vc
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